WIDERSPRUCH UND GLAUBE


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1925 beginnt reinhold langner dann ein studium an der dresdner kunstgewerbe-akademie in der klasse von arthur theodor winde. seine existenz sichert er sich mit feierabend- und ferienarbeit als gelegenheitsarbeiter und maurer. das studium und die freie künstlerische arbeit geben ihm die möglichkeit, sich von seinem vater zu „differenzieren“. nebenbei arbeitet langner masken für die schule von mary wigman. wärend dieser zeit und später als assistent von winde unternimmt er ausgedehnte reisen nach finnland, spanien, italien, südfrankreich und nordafrika.
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die ereignisse der 1930er jahre schneiden zunächst tief in langners ohnehin schon zerrissenes leben. 1933 wird er von der akademie relegiert - wie auch die klasse winde wegen „sowietfreundliche unterwanderung und politischer verseuchung“ komplett geschlossen wird.
eine weile arbeitet er als packer bei einer werbefirma, dann freischaffend.
dieser rückzug in sein ich kondensiert schließlich in einer wandlung in duktus und essenz seiner arbeiten.
schon seit 1930 entsteht ein in sich geschlossenes werk im werk. seine holzschnitte werden größer. auf brettern formt er mit dem eisen aus maserung und astringen gestalten von enormer kraft und eindringlichkeit. mit schwarzer wasserfarbe druckt er valeurs von zartestem grau bis hin zu tiefstem schwarz. gerissene linien zucken sensibel, grelles weiß - mit dem messer geschnitten - gibt kontur und klarheit.
eine vertiefte innerlichkeit tritt neben den expressiven gestus. diese bildwerke verweigern sich einer üblichen rahmung - an holzleisten, mit dem papier verklebt - hängen sie da - nackt und verletzlich.
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sein brot verdiente sich langner zunächst mit kunsthandwerklichen arbeiten für privatkunden. später kommen baubezogene arbeiten im öffentlichen auftrag hinzu - z.b. für das luftgaukommando IV, dresden.
langner ist kein „künstler im widerstand“, aber widerspruch zur herrschenden ordnung formuliert er sehr präzise in seiner kunst und lebt ihn täglich in aufrechter menschlicher haltung.
1939 erarbeitet reinhold langner für eine trafo-station der drewag eine architekturgestaltung. aus telegrafenmasten schnitzt er acht tragende figuren von nordischer strenge und klassischer schönheit, ohne eine tendenz des verkommens zu leerem klassizismus, auch ohne jede affinität zu einer blut-und-boden-ästhetik der nationalsozialisten, die wohl in anderen auftragsarbeiten anklingen mag.
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